Ein ordentlicher Arbeitsplatz, regelmässig raus an die frische Luft und klare Abmachungen mit der Familie: Das zwölfköpfige Team des Handwerksportals Ofri hat schon vor der Corona-Pandemie ortsunabhängig und von zu Hause gearbeitet. Die Homeoffice-Experten verraten, wie sie sich erfolgreich in den eigenen vier Wänden einrichten und wie Remote Work langfristig gelingt.
Seit dem 18. Oktober gilt in der Schweiz die Homeoffice-Empfehlung des Bundesrats . Da viele Geschäfte und Einrichtungen weiter geöffnet sind, bleiben zwangsweise nicht so viele Arbeitnehmer*innen zu Hause wie im Frühjahr. Das ist ein Ergebnis der Studie «Mobilitäts-Monitoring Covid-19» . Trotzdem arbeiten derzeit etwa zehn Prozent mehr Erwerbstätige in der Schweiz von zu Hause aus als vor der Ankündigung des ersten Lockdowns am 16. März. Die Mitarbeitenden von ofri.ch sind Homeoffice-Veteranen und teilen hilfreiche Tipps und Tricks mit Neulingen.
Normal anziehen
Schon Karl Lagerfeld sagte: «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.» Ein Drittel der Ofri-Mitarbeiter*innen bestätigt, dass Schlafanzug und verbeulte Socken nicht hilfreich sind, um sich in den Arbeitsmodus zu bringen. Sie ziehen sich ganz bewusst so an, als ob sie ins Büro gehen würden. «Mir hilft es, Arbeit und Wohnen klar voneinander zu trennen, dazu gehört auch die Kleidung», sagt Micha Tarsa.
Die schönen Seiten des Arbeitswegs zelebrieren
Was zunächst ein leicht zu verschmerzender Verlust scheint, fehlt vielen dann doch: der Arbeitsweg. Zwei Ofri-Mitarbeiterinnen gehen manchmal bewusst vor und nach dem Tagewerk spazieren: «Das markiert Arbeitsbeginn und -ende», so Kelley Griffiths. Sophie Lübeck hat einen zusätzlichen Tipp: Die schönen Seiten des Arbeitswegs weiter geniessen. Die Product Ownerin hat festgestellt, wie sehr sie das Musikhören unterwegs liebt. Das gönnt sie sich inzwischen ganz bewusst, auch ohne pendeln zu müssen.
Kreative und qualitativ hochwertige Lösungen für den Arbeitsplatz zu Hause
Ein klar abgetrennter und gut eingerichteter Arbeitsplatz ist für fast alle Ofri Mitarbeitenden entscheidend. Ein Viertel nutzt den täglichen Auf- und Abbau von Schreibtisch und Laptop als bewusstes Ritual. „Für mich fühlt sich das an wie der Arbeitsweg», sagt Veronika Pfleger. Kelley Griffiths hält sich ausserdem an die Regel „keine gemischte Nutzung der Räume» und arbeitet nie in der Küche oder im Bett.
Sozialkontakte bewusst planen und zelebrieren
Für viele sind die mangelnden Sozialkontakte das grösste Manko am Homeoffice. Team Ofri empfiehlt: Mit Kollegen zum Essen oder Kaffeetrinken verabreden, analog oder digital. «Ein virtuelles Mittagessen fühlt sich so an, als ob man wie immer zusammen im Büro sitzen würde», sagt Pia Greinacher. Auch zwischendurch Sport treiben oder Wetten, Foto-Contests und geteilte Playlists mit den Kollegen sorgen für Unterhaltung und den nötigen Teamgeist. Sofern das die aktuelle Corona-Lage zulässt, bieten Treffen mit anderen Profis aus der Branche frischen Input und neue Gesichter.
Klare Abmachungen mit der Familie
Kleine Kinder und Arbeit sind nicht immer gut unter einem Dach zu vereinen. «Für mich war das die grösste Herausforderung», sagt Maria Grigoroiu. Ihre Lieben hätten erstmal lernen müssen, dass sie wirklich arbeitet und sie selbst, nicht sofort aufzuspringen, wenn die Familienmitglieder etwas brauchen. Silvia Piangou ging es anfangs genauso. Klare Regeln hätten sehr geholfen. Auch Ofri Gründer Benny Hertach hat zwei kleine Kinder und empfiehlt ein Schild an der Tür: «Das hilft zwar nicht immer, aber kann Unterbrechungen reduzieren.»
Ablenkungen verringern und sinnvoll planen
Ob Familie, Handy, Hinweistöne vom teameigenen Chat oder der Abwasch: Die Umgebung und mangelnde soziale Kontrolle können im Homeoffice dazu verführen, sich zerstreuen zu lassen. Selbstverantwortung, praktische Massnahmen wie Lärmschutz-Kopfhörer und ausgeschaltete Chats sowie sinnvolle Planung schaffen Abhilfe. Piangou empfiehlt, den Haushalt bei Arbeitsbeginn auf Vordermann zu haben. Griffiths blockt feste Zeiten für bestimmte Aufgaben und beendet den Arbeitstag damit, den nächsten Tag zu planen, um dann wirklich den Kopf frei zu haben.
Struktur für Arbeitszeiten und Pausen
Was zuerst nach der ganz grossen Freiheit klingt, wird schnell zur stressigen Geissel: Die Möglichkeit, sich die Arbeitszeit frei einzuteilen. Juri von Krause klappt den Laptop konsequent um 19 Uhr zu, Rafal Wojsznis macht bewusst keine langen Pausen, damit sich der Arbeitstag nicht bis in den Abend zieht. Bei Ofri schätzen die meisten Mitarbeiter feste Routinen und Abläufe. Pfleger hatte sich zunächst darauf gefreut, ihren Tag freier organisieren zu können: «Dann habe ich überrascht festgestellt, dass ich lieber arbeite wie früher: anziehen, arbeiten, kurze Mittagspause, arbeiten, Feierabend.» Keine Anspannung ohne Entspannung, deshalb raten Hertach und Piangou, auch die Pausen zu planen und für schöne Dinge zu nutzen. Griffiths steht dann bewusst auf, läuft herum und dehnt sich. Ihren Arbeitstag beendet sie immer mit einer Meditation oder der Entspannungsübung Yoga Nidra.
Körperpflege: Bewegung und Mahlzeiten
Team Ofri ist sich einig: Körper und Geist brauchen Bewegung und frische Luft! Von Krause versucht, mindestens einmal am Tag das Gebäude zu verlassen und Sport zu treiben. „Zu Hause ist das viel einfacher als im Büro“, merkt er an. Greinacher und Tarsa achten darauf, immer zur selben Zeit zu Mittag zu essen, Piangou und Grigoroiu verbringen die Mahlzeiten bewusst mit der Familie. Pfleger empfiehlt, auch auswärts essen zu gehen und nur dann zu kochen, wenn man wirklich Lust darauf hat.
Auch mal raus: Co-Working und Arbeit im Café
Die Hälfte des Ofri-Teams schwört dann doch auf Abwechslung gegen laboralen Hüttenkoller: Corina Burri hat im Co-Working nicht nur die Sozialkontakte, sondern Freunde gefunden und arbeitet dort effektiver. Ihr Tipp: Genau definieren, was der optimale Co-Working-Space haben muss und sich die Zeit nehmen, ihn auch zu suchen. Wer keine zusätzliche Miete zahlen will oder kann, macht einfach ein ruhiges Café oder ein Hotel zum Büro.
Die Freiheit geniessen
Bei aller Struktur und Disziplin, der grosse Vorteil am Homeoffice ist die Freiheit. Julia Wöhrle arbeitet deshalb ohne allzu strengen Stundenplan und liebt es, ihre eigenen Pläne spontan umschmeissen zu können. Geschäftsführer Hertach motiviert explizit: «Nutze die neu gewonnene Freiheit! Vielleicht entdeckst du Karaoke-Singen oder Stepptanzen für dich – was auch immer. Dann kannst du das neue Hobby für Pausen von der Arbeit nutzen und so deine Batterien wieder aufladen.»
Inspirieren lassen – Buchtipps fürs Homeoffice
Maria Grigoroiu konnte ihre Produktivität mit «Deep Work: Rules for Focused Success in a Distracted World» von Cal Newport steigern. Kelley Griffiths hat die Idee von der klaren Nutzung für Räume aus Atomic habits» von James Clear und Corina Burri empfiehlt mit «Remote: Office not required» von Jason Fried ein Buch, das schon im Titel ankündigt, dass Büros überflüssig sind.
Quelle: Medienmitteilung
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